Historie Schulplatz

Ein Haus mit Geschichte

Auf dem zum Schulplatz gelegenen Teil des Grundstückes gedieh während der Jahre 1867 und 1868 der Bau der „Königlich Sächsischen Post", so dass am 9. Juni 1868 das Amt vom Plan 7, wo es vorübergehend untergebracht war, in das neue Gebäude einziehen konnte.

Dazu findet sich im Tageblatt mit Anzeiger vom 26. Juni 1868

Bekanntmachung

Wegen des Umzuges in das neuerbaute Postgebäude wird am Sonntag, dem 28. Juni, der Verkehr mit dem Publikum um 4 Uhr nachmittags dergestalt geschlossen, daß nur noch die Anmeldung von Reisenden zu der um 7 Uhr abends abgehenden Personenpost nach Penig noch im jetzigen interimistischen Locale erfolgt. Vom 29. Juni c. an wird sich sodann das Postamt im neuen Postgebäude befinden.

Glauchau, 26. Juni 1868 Königliches Postamt
Kreßner

Es ließ sich kein Vermerk feststellen, ob in irgendeiner Form eine Einweihung des Gebäudes stattgefunden hat. Zur Sicherung des Durchgangs vom Markt zum Postamt ergaben sich noch langwierige Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und der Postbehörde. Zur Passage des Postgrundstückes durch Fußgänger wurde im Sommer die Zeit von 6 bis 10 Uhr abends und bis 9 Uhr im Winter festgelegt.

Nach der Reichsgründung zeichnete die Reichspostverwaltung als Besitzer des Post- und Telegraphenamtes. 1876 waren in diesen Ämtern 32 bzw. 6 Personen beschäftigt. Ab 1892 erscheint für diese Dienststelle die Bezeichnung „Post-, Telegraphen- und Telephonamt".

Offenbar stellte sich aber bald heraus, dass der Ort für das Postamt nicht günstig gewählt war. 1889 erfolgten Abwägungen darüber, ob an der Hoffnung oder an der Leipziger Straße ein besserer Standort zu finden sei. Das wurde positiv entschieden und die Verwirklichung dann zügig in Angriff genommen.

Nachdem am 8. Dezember 1893 das stattliche Postamtsgebäude an der Leipziger Straße fertiggestellt war, mussten für das eigentlich noch gar nicht „alte Postgebäude" am Schulplatz neue Aufgaben gefunden werden. Die Stadt Glauchau hatte mittlerweile Grundstück und Gebäude nach längeren Verhandlungen günstig erworben. Die frühere Packkammer erhielt die für diese Zeit äußerst fortschrittliche Aufgabe, die darin bestand, dass dort eine Haushaltungsschule eingerichtet wurde. Diese nach dem Muster der Stadt Chemnitz geschaffene Einrichtung war die vierte dieser Art in Sachsen. 10 Kochherde und die zugehörigen Geräte und Einrichtungen standen jeweils 40 Mädchen zur Verfügung. Der Rauchabzug war unterirdisch verlegt. Die Einweihung der nach der sächsischen Königin „Carolaschule" genannte Institution erfolgte am 1. Mai des Jahres 1895. Nach Ostern 1919 wurde der Haushaltungsunterricht in die Fortbildungsschule einbezogen. Die Schule blieb in diesen Räumen, bis sie 1929 in das ehemalige Mannschaftshaus 2 der Kaserne an der Feldstraße verlegt wurde.

Im Haupthaus Schulplatz wurde eine Reichsbank-Nebenstelle errichtet. In weiteren Räumen fand Handfertigkeitsunterricht statt. Von 1908 an weisen die Adressbücher aus, dass der 1. Stock zu Wohnungen umfunktioniert worden war. Zunächst wohnte dort der Stadtbaumeister Köhler, später u.a. der Stadtrechnungsrat Keil. Als Nutzer der Geschäftsräume im unteren Stockwerk werden 1911 der Sächsische Militärvereinsbund und der Verein der Reichstreuen angegeben. 1914 mietete die Glauchauer Bank das Haus und baute es für ihre Zwecke um.

1929 ging das Grundstück in den Besitz der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung über. Die gegenwärtig bestehende Beschriftung erinnert noch an die langjährige Nutzung als Arbeitsamt.

Die umfangreichen Recherchen stammen von Herrn Rolf Scheurer. Wir bedanken uns für seine engagierte Mitarbeit.

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